Linguistik


Ein Wörterbuch umfasst systematisch sprachliche Regeln

Linguistik ist die Wissenschaft zur Erforschung von Sprache und ihrer sämtlichen Ausdrucksformen.

Wir möchten Ihnen in den folgenden Abschnitten einen kleinen Überblick über die relevantesten Forschungsgegenstände der Linguistik vermitteln. Außerdem sollen dabei ihr Beitrag für unsere Lebensbereiche sowie die Bedeutung für andere Studiendisziplinen dargelegt werden.

Inhalt

  1. Einleitung
  2. Bereiche der Sprachforschun
  3. Sprache als Ausdruck von Identität
  4. Sprachstruktur
  5. Sprachmedium
  6. Kindlicher Spracherwerb
  7. Sprache, Gehirn und Sprachstörungen
  8. Sprachen der Welt
  9. Sprache in der Welt
  10. Sprache und Kommunikation
  11. Natürliche Sprache vs. künstliche Sprache
  12. Methoden der Linguistik
  1. Einleitung
    Werfen wir einen Blick in die Sprachhistorie, stellen wir fest, dass zunächst Sprache und später Linguistik für die Theologie und Philosophie eine unverzichtbare und fundamentale Ausdrucksform sind.
    In der Theologie gilt das Wort im Neuen Testament selbst als Anfang von Allem und dass es Geist ist; in der altgriechischen Übersetzung bedeutet Wort logos und es bezeichnet religiöse und philosophische Prinzipien, unter anderem Lehrsatz, Vernunft, Rechnung.
    Die Philosophie ermöglicht mithilfe von Sprache Aussagen und Logik, z. B. formale Logik wie die Aussagenlogik, Prädikatenlogik und Syllogismen. Insofern kann sich Philosophie als Gedankensystem nur über die Tiefen und die Vielfalt von Sprache im komplexen Sinne entwickeln, einschließlich aller aus ihr hervorgegangenen Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Naturwissenschaften. Vergegenwärtigen wir uns die Tatsache, dass in einigen Sprachen Buchstaben gleichzeitig als Ziffern für Berechnungen dienen können, wird die Verwurzelung unserer Lebensbereiche in der Sprache um einiges deutlicher. Der Bedeutung von Sprache in den Naturwissenschaften, insbesondere für die Medizin im Rahmen der Medical Humanities, widmet sich die Erforschung der Beziehung Linguistik und Medizin.
  1. Bereiche der Sprachforschung
    In der Auseinandersetzung mit und der Untersuchung von Sprache haben sich mit der Zeit eine Fülle komplexer Bereiche der Linguistik herausgebildet. Die grundlegendsten und für ihre Anwendungsbezogenheit relevanten Bereiche, wie in der Angewandten Linguistik, sollen hier kurz erläutert werden.
  1. Sprache als Ausdruck von Identität
    Sprache sagt viel über die persönliche und soziale Identität eines Menschen aus. Kultur, Ethnie, Geografie beeinflussen Sprache und deren Dialekte. Sprache ist somit gleichermaßen ein Spiegel der eigenen Wahrnehmung, Emotion, des Gemeinschaftsgefühls und weiterer Faktoren, welche die Persönlichkeit von Menschen prägt.
  1. Sprachstruktur
    Jede Sprache verfügt über Strukturen und Muster, die für die Sprecher die grundlegenden Regeln schaffen, damit sie untereinander Verständigung ermöglichen. Hierzu gehören die Sprachebenen, Typologie und Universalien sowie Grammatiken. Grammatik kann als ein System von Sprachregeln zusammengefasst werden. Grammatikalische Hauptbestandteile bilden die Morphologie und die Syntax einer Sprache.
    Die Strukturen einer Sprache werden in Wörterbüchern systematisch zusammengefasst. Auch wenn menschliche Ideen, Gedanken in Diskursen und in Texten wiedergegeben werden, können sie erst über die innewohnenden sprachlichen Strukturen verstanden werden. In der Pragmatik sind hauptsächlich Faktoren, die menschliche Sprachwahl in der Kommunikation beeinflussen, Gegenstand der Forschung; dazu gehören insbesondere Semantik, Stilistik, Psycholinguistik und die Gesprächsanalyse.
  1. Sprachmedium
    Damit wir Menschen überhaupt in der Lage sind, natürlich sprechen zu können, benötigen wir die entsprechenden physiologischen Grundlagen. Hierzu sind wir durch unsere Anatomie in der Lage. Notwendige Sprachwerkzeuge sind vereinfacht dargelegt neben Mund, Zunge, Zähne, Gaumen und Nase der Kehlkopf, die Stimmritze, die Lunge und das Zwerchfell. Die Produktion einzelner Sprachlaute bis hin zu Wörtern und ganzen Sätzen mit verschiedenen Tonlagen ist ein komplexer und zugleich faszinierender Prozess, dem sich die Sprachakustik und Phonetik widmen.
    Doch was wird unter Sprachlauten konkret verstanden? Laute werden als Phoneme bezeichnet und sind die kleinste Einheit in der Sprachproduktion und Untersuchungsgegenstand der Phonologie.
    Eine besondere Beziehung finden wir vor allem zwischen Sprechen und Schreiben. Beim Schreiben bedienen wir uns der grafischen Darstellung von Sprache, eine Form visueller Sprachorganisation über grafische Hilfsmittel. Sie ist auch Forschungsgegenstand der Grafologie. Speziell Typografen, Schriftgestalter, Kunsthistoriker und andere Berufsgruppen beschäftigen sich hauptberuflich mit Buchstaben und deren Formen, wie Ästhetik und deren Funktion. Ihr kommt in Werbung, Kartografie unter anderem in Form ihrer Wirkung als grafische Kommunikation eine zentrale Bedeutung zu.
    Sobald wir einen Text lesen und schreiben, erfolgen mehrere Prozesse gleichzeitig, unter anderem im Gehirn und in der Feinmotorik der Hand. Die Linguistik spricht vom Vorgang des Lesens und Schreibens. Die Neurolinguistik erforscht in diesem Zusammenhang, wie sich Augenbewegungen zum wahrgenommenen Textausschnitt vollziehen. Sie spricht dabei von Sakkaden und Fixation und versucht, den komplexen Lesevorgang hinsichtlich der Sinnerfassung des Gelesenen zu untersuchen. Linguistik analysiert hierzu ebenso die Beziehung zwischen Graphemik und Semantik. Graphemik ist die Theorie der Zeichen, Semantik wiederum beschäftigt sich mit ihrer Bedeutung.
    Zu bedenken ist außerdem die Rolle des Hörens beim Sprechvorgang, z. B. in einer Dialogsituation. Für Menschen, die taub sind, dient die Gebärdensprache als bedeutendstes Mittel der Kommunikation. Jene bedient sich dabei der Transkription von Gebärden und legt damit die ihr zugrunde liegenden Strukturen zur Verständigung fest.
  1. Kindlicher Spracherwerb
    Denken wir an unsere Kindheit zurück, wie wir unsere Erstsprache gelernt haben. Die meisten von uns werden die ersten Laute über unsere Mütter verinnerlicht haben. Wie sich die Lauterzeugung im Laufe des Lebens eines Kindes in seinen verschiedenen Entwicklungsphasen realisiert, erforscht die Linguistik zusammen mit der Psychologie. Dabei dreht es sich vor allem um die Frage, wie Kinder die mütterliche Sprache wahrnehmen, wie sie mit ihr lautlich in Interaktion treten, aber auch, wie sie grammatikalische und semantische Fähigkeiten als auch pragmatische Fähigkeiten entwickeln. Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit der Frage, wie das Kind in der Schule Lesen und Schreiben lernt. Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse beschäftigt sie sich mit der Vermittlung dieser Kulturtechniken als systematische Methode, die wiederum für die Didaktik in verschiedenen Unterrichts- und Lernsituationen hilfreich ist.
  1. Sprache, Gehirn und Sprachstörungen
    Nicht immer erfolgen Sprech- und Sprachvorgang reibungslos. Liegen Störungen in der Sprech- und Sprachproduktion vor, können verschiedene Auslöser und Ursachen zugrunde liegen. Eine Antwort auf die Frage, wie Sprachstörungen entstehen, kann das wichtigste Organ für die Realisierung von natürlicher Sprache, das menschliche Gehirn, liefern. Befindet sich in diesem von Geburt an oder durch eine äußere Einwirkung verursacht ein geschädigter Bereich, z. B. durch einen Unfall ausgelöst, kann die Schwere das Sprachzentrum so beeinflussen, dass Betroffene unter unterschiedlichen Dysfunktionen leiden. Ein Leben mit Sprachbehinderung oder einer diagnostizierten Sprachstörung kann die gesellschaftliche Teilhabe Betroffener erheblich einschränken. Sie zu therapieren ist unter anderem die Aufgabe der Sprachtherapie, der Klinischen Linguistik oder der Logopädie. Dabei ist auch der mögliche Einfluss der Gehörlosigkeit bei Sprachstörungen zu berücksichtigen. Der wissenschaftlichen Erforschung der komplexen Sprachproduktion widmen sich die Disziplinen der Linguistik und der Medizin, hier insbesondere Hals-Nasen-Ohren und Neurologie. Aus der interdisziplinären Arbeit auf dem Gebiet der Gehirnforschung hat sich die Neurolinguistik entwickelt.
  1. Sprachen der Welt
    In der Welt existiert eine hohe Sprachenvielfalt. Die möglichen Beziehungen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich struktureller Merkmale mithilfe anderer wissenschaftlicher Disziplinen untersucht der Zweig der Vergleichenden Sprachwissenschaft. Sie versucht, mit den entwickelten Klassifikationsverfahren die verschiedenen Sprachen und Dialekte auf der Erde nach Sprachfamilien einzuteilen. Dabei versucht sie zudem, den Sprachwandel zu beschreiben, den Sprachen mit der Zeit erleben.
  1. Sprache in der Welt
    Ohne Sprache können sich Menschen nicht verständigen und dennoch existieren Sprachbarrieren zwischen Volksgruppen. Zur Überwindung dieser Sprachbarrieren schufen Menschen Fachsprachen oder übersetzen Texte oder Gesprochenes durch Dolmetscher in die jeweilige Sprache. Weitere Versuche sind die Erschaffung künstlicher Weltsprachen, die Entwicklung einer bestehenden Sprache als Weltsprache, wie Englisch, oder die Förderung von Mehrsprachigkeit bereits in der Schule und des Fremdsprachenunterrichts, z. B. für Berufstätige.
  1. Sprache und Kommunikation
    In der Kommunikation zwischen Menschen entstehen ganze Zeichensysteme, die als hörbare und sichtbare Signale sowie Berührungs-, Geruchs- und Geschmackssignale wiedergegeben werden. Die Untersuchung von dessen Strukturen und Muster sowie Auswirkungen auf verbale und nonverbale Interaktion ist das Ziel der Semiotik.
  1. Natürliche Sprache vs. künstliche Sprache
    Natürliche Sprache beschreibt die von Menschen gesprochene Sprache mit all ihren Merkmalen. Durch die seit den letzten Jahrzehnten weiterentwickelten neuen Kommunikationstechnologien sind künstliche Sprachen entstanden. Mit künstlichen Sprachen sind alle über Algorithmen entwickelten Sprachsysteme zusammengefasst, die als Programmiersprachen für die Ausführung von technischen Programmen dienen. Dem Forschungsgebiet der künstlich hergestellten Sprachen widmet sich die Computerlinguistik.
  1. Methoden der Linguistik
    Die Linguistik legt strenge Kriterien bei der objektiven und systematischen Untersuchung von Sprache fest und versucht gleichzeitig, widerspruchsfrei und präzise vorzugehen. Ihre Methode lässt eine exakte Datenerfassung und die Überprüfung von Hypothesen notwendig werden. Die Überschneidungen mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen sowohl der Geistes- und Sozialwissenschaften als auch mit Naturwissenschaften, wie der Physik und der Anatomie, ist relativ groß.

Literatur zu diesem Thema
Chrystal, David: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache, Frankfurt am Main, New York 1995